Fondateur M. L. Sonnemann.
Journal politique, financier,
commercial et littéraire.
Paraissant trois fois par jour.
Mein lieber Freund,
Hermann Bahr i
st al
so doch bei mir gewe
sen; aber ich wün
schte, es wäre lieber nicht
ge
schehen. Er hat mir einen ab
scheulichen Eindruck gemacht, – ein Intriguant, ein
Je
suit – und wenn, wie dies wahr
scheinlich,
seine Ge
sinnung der meinigen gleicht,
so
sind wir, mit einem herzlichen Händedruck, als erklärte Feinde ge
schieden. Der
Mann hat mir in der kurzen
Zeit
seines Hier-Seins mehr Stänkereien angerichtet, als
son
st irgend Einer, hat mich
aus meiner Sicherheit
|gebracht und mich durch
allerlei Perfidie erregt und ver
stimmt. Es wäre zu weitläufig, das hier zu erzählen;
der
Mensch, der hier mit
einem infamen Pack von Reportern niedrig
ster Sorte verkehrt, hat
sich dort allerlei
Verleumdungen über mich geholt, die er mir, mit liebenswürdigem Wohlwollen, wieder
erzählt hat. Ich berühre das nur, um Dich davor zu warnen, irgendwelchen
freund
schaftlichen Referaten aus die
ser Quelle Glauben zu
schenken. Der Grund,
weshalb ich mich heut an Dich wende, i
st ein
b
anderer. Er liegt in Einigem, was mir der
Herr über Euch ge
sagt hat. Zunäch
st
selb
stver
ständlich
spielt
er
sich als den eigentlichen Förderer und
|In
spirator der
Wiener Literatur-Strömung auf. Zu gleicher
Zeit hat er über jeden von Euch bei aller
scheinbaren Anerkennung irgend ein
herab
setzendes Wort,
so daß von der
Wiener
Literatur eigentlich als vollgiltig nur
Hermann Bahr übrig bleibt. Selb
st die Leute
seiner eigenen
Revüe drückt er herunter.
Kanner ist wird
sich nach
seiner Dar
stellung mit der
Admini
stration befa
ssen; und wenn
n man
Kanner nur aus
seinen Reden kennt,
so muß man ihn für nichts als für einen Ka
ssier
halten, während doch in Wahrheit
Kanner der
Ein Einzige i
st, der für die
|Revue Zukunfts-Hoffnungen rechtfertigt. Nun aber zu Euch zurück. Ich möchte Dich
bitten, mir mit ein paar Worten etwas über das Verhältniß von
Hermann Bahr zu Eurem Krei
se zu
sagen. Insbe
sondere möchte ich wi
ssen, ob zwi
schen ihm und
Loris wirklich jene intime Freund
schaft be
steht,
die wie er vorgibt; ob er wirklich
berechtigt i
st,
sich als den »
Erzieher« von
Loris aufzu
spielen, wie er das thut
etc. Bitte,
schreib’
mir bald; denn das Alles quält mich
sehr
seit ge
stern Abend. Ich will Dir nicht
sagen, warum,
sondern Deine Antwort
abwarten.
|Ja
so, ent
schuldige, in meiner Erregung hätte ich
beinahe Deine Angelegenheiten verge
ssen. Der Verleger
Albert Langen i
st ein reicher junger Men
sch, der
sich zum Verleger gemacht hat, um mit
Literatur protzen zu können. Der
Mensch i
st idioti
sch urtheilslos,
und verlogen und betrügeri
sch. Er i
st von dem halb wahn
sinnigen
Gretor beeinflußt, von dem ich Dir im vorigen Sommer erzählt. Ich rathe Dir
dringend, Dich mit dem Bur
schen in
nichts
|einzula
ssen.
Glückliche Rei
se und frohe Stimmung für die Rei
se! Such’ Dir in
Muenchen in
einem der kleinen Seiten-Cabinete der
Pinakothek den kleinen
Altdorfer de auf, welcher einen grünen, grünen Wald
dar
stellt, worin ein putziger kleiner Ritter einen Drachen bekämpft! Das i
st eines
meiner Lieblingsbilder: Deut
sch und märchenhaft.