Fondateur M. L. Sonnemann.
Journal politique, financier,
commercial et littéraire.
Paraissant trois fois par jour.
Bureau à Paris Paris, 30. December.
Mein lieber Freund,
Ich erwarte täglich einen Brief von Dir und bin sehr traurig, daß er gar nicht kommt.
Bist Du unwohl? Oder was geht sonst vor? Ich bin recht ungeduldig, es zu wissen, denn
Deine letzten Briefe waren nicht gerade erheiternd.
Ich will Dir heut nur ein recht glückliches neues Jahr
wün
schen. Und das Gleiche Deiner
Freundin.
Die Adre
sse der Frau
Altmann weiß ich nicht. Will
st Du
so gut
sein, die beiliegende Karte an
sie zu befördern?
|In meiner Exi
stenz wird es wohl in
einiger Zeit
ei eine Änderung geben. Ich bin mehr
Paris-müde als je. Ich habe meinem
Chef ge
schrieben, daß ich nach
Berlin will. Aber es
scheint, daß das nicht geht, weil un
ser
Berliner politischer Correspondent, der meine
Rivalität fürchtet, gegen mich hetzt. Zur Zeit be
steht das Project, mich auf ein Jahr
nach
China zu
schicken. Auch von
Wien war die Rede. Aber
so froh ich wäre, in
Wien mit Euch zu leben,
so
sehe ich doch
in
ra bei kühler Überlegung, daß ich dort keinerlei Zukunft habe. Es gibt dort nur
die
Neue Freie Presse, und ich bin
zu doch zu gut, um bei
den Leuten Jahre lang zu antichambriren.
Auch würde meine Ver
setzung nach
Wien eine Gehalts-Reduction, beinahe um die Hälfte, bedeuten. Gott weiß, was bei
alledem noch herauskommen wird! Bitte
, sprich zu keinem Men
schen darüber!
|Dabei wird es mit meinem Auge beinahe täglich schlechter.
Das kleine
Fräulein aus
Prag hat mir ihre Photographie ge
schickt. Was für ein liebes und
süßes Ge
sicht!
Glaub
st Du wirklich, ich
sollte nicht? Glaub
st Du ich
dürfte überhaupt? Ha
st Du übrigens eine Ahnung, ob die
Leute Geld haben?
Sei von Herzen gegrüßt, liebster Freund, und schreib’ mir bald!
Dein treuer
Paul Goldmann.
Deiner Frau
Mutter bitte
ich meine ergebenen Neujahrs-Glückwün
sche auszurichten.