Die Paß-Angelegenheit hat mich nicht gar
so viel Zeit geko
stet, und ich brauche Dir nicht er
st zu
sagen, daß es mir eine große Freude macht, meine Zeit auf eine Angelegenheit zu
verwenden, die Dich (wenn auch nur indirekt) betrifft. Die vierwöchentliche Fri
st
müßt
Ihr benutzen,
um wenig
stens die Aus
stellung eines Interims-Pa
sses zu ermöglichen. Son
st
stehe ich
|für nichts. Es muß doch noch Rechtsmittel geben,
um den
Kerl zu zwingen.
Vielleicht i
st, da der
Vater so voll
ständig
seine Pflichten vernachlä
ssigt, eine frühere Großjährigkeits-Erklärung oder die Be
stellung
eines Vormunds möglich.
Die Aus
sicht, Dich bald
hier zu
sehen, bereitet mir große Freude. Freilich werde ich von Deinem
Aufenthalt wenig haben,
|da gerade Mitte Oktober meine Arbeit ins Ungeheure wach
sen
dürfte.
Dr. Hugo Felix i
st
hier – ein
sehr
lieber Men
sch, der mir ausgezeichnet gefällt. Er hat mich
gebete er
sucht, Dich zu bitten, Du möchte
st ihm doch die Erlaubniß geben,
aus der »
Beatrice«, die er entzückend findet und von der er
sagt, daß
sie ihm herrlich »liegt«,
für
Italien eine Oper zu machen. Er will
sich nicht direkt an
|Dich wenden, weil
er fürchtet, Du würde
st ihm gegenüber, auch
wenn Dir der Vor
schlag nicht paßte, mit der Sprache nicht heraus wollen, um ihn nicht
kra zu kränken, und würde
st Dich
so gebunden fühlen,
seine Bitte bejahend zu
beantworten. Darum hat er mich um meine Vermittelung gebeten, die ich gern übernehme,
weil ich überzeugt bin, daß Gutes für beide Theile herauskommen würde, wenn die
Angelegenheit
|sich arrangiren ließe. Ich bitte um
eine möglich
st umgehende Antwort, da ich Montag Abend mit
Felix zu
sammen
sein
soll und ihm einen Be
scheid bringen möchte.
Ich danke Dir für die Empfehlung der
Werke von
Tschechow.
Ich entdeckte die
ser Tage ein entzückendes franzö
si
sches
Aphorismen-|Buch »
Maximes de la vie« von
Comtesse Diane. Laß’ es Dich die 8
MK nicht
reuen, die es ko
stet; Du wir
st Freude daran haben.
Ich hoffe, daß
Olga bald wiederherge
stellt
sein wird
, bitte,
sie vielmals von mir zu grüßen,
|und begrüße auch Dich auf das Herzlich
ste.
Dein
Paul Goldmn
Ich würde Dir dankbar
sein, wenn Du mir mittheilen wollte
st, welchen Eindruck die
»
Zeit« auf Dich
und überhaupt in
Wien macht?