14. Oktober 1927.
Lieber, verehrter Herr Doktor!
Ihre Handschrift erweckt immer freudiges Gefühl in mir und ich eile mich, Ihnen zu
antworten, freilich nicht unbeschämt, denn meine Auskunft ist unverantwortlich
ungenau. Ich bin in allen Honorardingen geradezu tölpisch leichtsinnig, kümmere mich
um gar nichts und die Honorare, die ich bislang für Verfilmungen meiner
Novellen erhielt, haben
die Heiterkeit der Fachleute herausgefordert. So habe ich auch in
Russland glattweg die Vorschläge angenommen, die mir die »
Wremja« stellte und die ich gar nicht mehr
auswendig weiss. Ich kann nur feststellen, dass der Ertrag sich bei dem letzten
Buche etwa auf 150
Dollar belief, bin aber gewiss, dass Sie das Vierfache erzielen können. Die
Buchpreise sind ja drüben nicht sehr wesentlich, aber nach den neuen Vereinbarungen,
deren Text ich noch nicht kenne, hat
Lunatscharski auch von den unerlaubten Nachdrucken jetzt eine gewisse Quote
für den ausländischen Autor festgesetzt. Ob sie gezahlt wird, ist eine andere Sache.
Ich persönlich würde Ihnen raten, sich
Russland
gegenüber nicht auf Perzente einzulassen, weil man ja jeder Kontrollmöglichkeit
entzogen ist, und eine einmalige Dollarsumme zu fordern: es ist ja ohnehin ein
Wunder, wenn man etwas aus
Russland
herausbekommt. Ich hoffe, Sie allerdings in sechs Monaten viel besser informieren
zu
können, denn ich möchte sehr gerne im
März mir für vier Wochen die Sache
persönlich anschauen.
|Ich beglückwünsche Sie sehr dazu, so
rasch und fleissig ein schöpferisches Buch dem
anderen nachzusenden, was mir leider nicht gelingen will.
Ich habe nur Kleineres zu bieten und dies mögen Sie heute mit der
Biographie der Desbordes-Valmore und den essayistischen
Miniaturen freundlich empfangen.