Arthur Schnitzler an Stefan Zweig, 12. 10. 1927

|Wien, 12. Oct. 927

lieber Doctor Zweig,

es besteht eine Möglichkeit für mich, meine nächsten Sachen, vor Erscheinen in Deutschland an eine russ. Verlagsanstalt zu verkaufen. Wie ist höre, haben Sie Ihr letztes Novellenbuch auch nach Russland verkauft, und es wäre mir sehr erwünscht zu meinem (wenn Sie über solche Dinge nicht principiell schweigen) welche Summe Ihnen bezahlt worden ist resp. unter welchen Bedingungen Sie abgeschlossen haben. Pauschalsummen? Perzente? Vorschuss u. Perzente? U. s. w. Sie erweisen mir einen rechten Gefallen, wenn Sie mich |aufklärten. Es handelt sich um einen Roman, der eben fertig geworden ist, »Therese, Chronik eines Frauenlebens«. Sie haben hoffentlich einen schönen Sommer gehabt. Was mich anbelangt so war ich in den Dolomiten und zum Schluss am Lido, resp in Venedig wo meine Tochter verheiratet mit dem Capitano Arnoldo Cappellini, in der Nähe der Frari Kirche lebt. Zurück bin ich geflogen. Das ist ein Erlebnis, das über alle Begriffe und sogar über alle Feuilletons geht.
Ich hoffe wir sehen uns bald wieder.
Sehr herzlich Ihr freundschaftlich ergebner
 ArthSchnitzler
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