|Meran, Pension Wolf, den
1. December
1896
Motto: »Unverschämt! – Was? –« (?)
Hochverehrter Herr Doctor!
Beifolgenden Brief erhielt ich –
gestern von meiner
Mama zugesendet, nachdem sie ihn vierzehn Tage
lang aus »Rücksicht für meinen Gesundheitszustand« und zu dessen Schonung
zurückbehalten hat und erst
auf die Erwähnung
meinerseits dort (
B)
nochmals angefragt zu haben hat sie veranlasst, ihn herauszugeben. Die »Schonung«,
an
und für sich überflüssig, ist in diesem Fall gar nicht angebracht, denn ich habe ja
dieses Resultat täglich erwartet und das sage ich ganz ehrlich!! – Sie wissen ja!
–
Die Pille, so
|liebenswürdig in einer verbindlichen Oblate, (medicinisch
richtig! – was?) hat mich durchaus nicht niedergeschmettert.
Vergleich ausgeschlossen, kam die »
Athenerin« 4 mal von dort zurück!!
↓sagt man!!↓ Ganz entre nous gesagt; sah ich bei der letzten Lecture meines
Opus Schwächen die ich früher nie gesehen
habe! Chose agreable – d. h. ich bin drüber hinaus gewachsen. Um so angenehmer, da neues
Stück vor mir! – Hoffe gut! –
Vederemo ! – – – – Hauptsache – was mache ich jetzt mit »
Heimweh«. – Bitte, bitte, guten Rath!! – Bühne? – Keine
Lust
|glaube auch aussichtslos. – Was nun? – Wenn Sie so gut sein
wollten, mir einen guten Rath zu geben – – – Verlag? –
S. Fischer?. . .
A. Langen hat es im
Vorjahr der
Marholm refusirt!! Möchte doch
so gern hinaus! –
Vielleicht kindisch – »ein Buch!« Wirklich und wahrhaftig ein gedrucktes Buch!! –
Alte Leidenschaft von mir! – Drum – aber wahr! – Lachen Sie so herzlich Sie wollen,
verehrter Herr Doctor, ich lache auch mit – da liegt mir gar nichts dran – aber
rathen Sie mir!! – – – – – – Richtig! – Nochmals herzlichsten Dank für Ihre gütige
Intervention bei Dir.
B.! – Wenn Sie jetzt, wo
die schöne
Wiener Saison, aus der ich mich bis zum
Frühjahr selber verbannt habe, so prächtig im Gange ist, ein paar
Augenblicke für mich Zeit finden, so packen Sie sie beim Schopf und senden ein paar
Zeilen als Strahlen der Literatursonne an einer armen, bleichsüchtigen Blaustrumpf
und die werden mir mehr Freude bereiten, als die
↓der↓ Meraner Sonne, die auf so viel krankes
Menschenzeug herabstrahlen müssen. – – Bitte! – Ja? – Was mach ich also?! –