Hochverehrter Herr Doctor!
Anbei »
Orchideen«.
Erschrecken Sie, bitte, nicht über die Dampfgeschwindigkeit, mit der ich Sie
überfalle. Nämlich ich dachte so: »Ist das
Stück in der Anlage verhauen, so nützt keine »Feile« was,
ist es aber gut, so können Sie sich die Feile
»hinzudenken«.
Also nehme ich keinen Anstand, es Ihnen noch in einem noch wenig verfeinerten, ersten
Justzustand zu übersenden mit der Bitte um
strenges
Gericht, das Sie vielleicht durch Roth oder Blaustift in den Text hinein
bemerkbar machen
|zu wollen, so gut sind!! – Erschrecken
Sie, bitte nicht, wenn Sie den Lieutenant sehen — kein
Brüsewicht x-ter Auflage –. Die mit Bleistift notirte
Rollenbesetzung ist natürlich nur dazu da, Sie ein bisschen im vorhinein über die
Figuren zu orientiren – – ! – Die Grundidee meines
Stückes ist
↓mir↓ eigentlich gekommen durch die
Töchter des
Servius Tullus – und das sage ich Ihnen nur,
weil ich nicht will, dass Sie an etwas
anderes denken,
was Sie auch im Beginn gewiss thun werden! – Aber Sie werden ja sehen, wie
verschieden es nachher wird!! – Über dem ganzen
Stück schwebt – als unausgesprochenes »Sesam«
ein Wort, das ich jedoch
nirgends gebraucht habe! – Ich glaube, es wird auch
|Ihnen auf die Lippen treten. – Zum Schluss bitte ich Sie
noch um Entschuldigung, wegen der mangelhaften äußeren Form des
Manuscriptes – war in der Schnelligkeit
nicht anders möglich – und Geduld habe ich keine mehr! – – So, jetzt wissen Sie alles,
was ich auf dem Herzen habe – (d. h. diesbezüglich) und somit empfehle ich die »
Orchideen« allen neun Musen und Ihrer Huld – –
bitte! – bitte ! – bitte!!!! – lassen Sie mich nicht zu lange zappeln – aus
Gesundheitsrücksichten für mich und meine »Nerven« – die sich in einem pitoyablen
Zustand befinden!! – wirklich! – Ich gebe Ihnen die notariell beglaubigte
Versicherung, dass ich bis zum Eintreffen Ihrer Meinungsabgabe keine geruhsame Nacht
mehr erleben werde – und ob das recht viele sein werden, hängt von Ihrer Güte ab!!
–
– Die Sonne scheint jetzt wieder 25 Celsiusgrädig auf meinen Schreibtisch – d. h.
spazieren gehen – also – – schließt mit hochachtungsvoller Ergebenheit und herzlichen
Grüßen von der Frau Sonne und besten von mir