Elsa Plessner an Arthur Schnitzler, 18. 3. 1897

Hochverehrter Herr Doctor!

Nach langer Pause erlaube ich mir heute wieder einmal, Ihre liebenswürdige Aufmerksamkeit für eine kleine Arbeit zu erbitten. – Bitte – was halten Sie davon?? – –
Zugleich bitte ich Sie, mir meinen letzten Brief – aus dem Januar - nicht übel auszulegen. Es that mir krapp nach seiner Absendung schrecklich leid, ihn geschrieben zu haben. Was müssen Sie von diesen unverlangten und ziemlich verworrenen Confidenzen gedacht haben!!!! Dieser Gedanke hat mir einige fatale Stunden bereitet!! – Nun – ich habe die Lehre daraus gezogen, nie wieder so umgehend und – – unüberlegt einen Brief zu beant|worten, da man sich sonst zu sehr von seiner Stimmung hinreisten lässt. – – –
Also bitte – – – vergessen Sie das Ungethüm. – Es scheint Sie übrigens stark verstimmt zu haben, da keine Antwort – – Sie hatten damit Recht. Pardon! – – – – – – –
Ihr geschätzte Kritik des »gläsernen Käfigs«, erbitte an notirte Wiener Adresse, da Sonntag dort eintreffe. Die Arbeit ist aus dem Januar datirt und lag so lange im Pult, da ich kein Vertrauen dazu hatte – – – und habe – Ganz ehrlich!! – Na – sie werden richten. Tausend Dank im Voraus – – !
Mit alter und neuer Verehrung
 Elsa Plessner