Arthur Schnitzler an Stefan Zweig, 28. 5. 1927

|Wien, 28. 5. 927
lieber Stefan Zweig, dass und wie Sie mir bei jeder Gelegenheit Ihre Sympathie und Ihre Antheilnahme kundgeben – anläßlich Älterwerdens, Novellenschreibens und Nichtaufgeführtwerdens, rührt mich geradezu und so hab ich Ihnen auch für Ihren letzten lieben Brief wärmstens zu danken.
Mit Ihrem Bedenken gegen die Höhe des Betrags haben Sie wahrschreinlich recht, wie im Fall Else; nach der Aufführung des »Gangs« sehn ich mich, unter den gegenwärtigen Umständen, selbst nicht sonderlich; – und das Alter – um nicht zu sagen Altwerden ist (wie die Sandrock einmal vom Tod behauptet hat) ein Element gegen das sich nichts sagen läßt. |Pathetisch oder resignirt genommen – unsere Erwiderung bleibt immer nur »Allons travailler« (wer hat es nur gesagt?)
Ich bleibe vorläufig in Wien (wenn nicht das Wetter zu ausgedehnten Ausflügen locken sollte) vor dem Sommer noch, Sie haben es wohl gelesen, heiratet meine Tochter nach Venedig (die Wohnung dort, in Fari-Nähe steht schon bereit) die Eintheilung meiner »Ferien« (die oft meine beste Arbeitszeit sind) wird dazu ein wenig abhängen. Noch steht mein Programm nicht fest – in jedem Fall hoff ich wir begegnen einander bald wieder – es ist mir immer eine Freude wie Sie wissen.
Herzlichst grüßt Sie Ihr
 ArthurSchnitzler
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