Arthur Schnitzler an Stefan Zweig, 11. 2. 1915

|Dr. Arthur Schnitzler 11. 2. 915
lieber Herr Doktor Zweig, vielen Dank für Ihre Karte, die mich veranlaßt hat, auch an Rom. Rolland gleich ein paar Worte zu schreiben. Bisher haben sich die Angriffe, von denen Sie reden, nur in ein paar antisemitischen Blättern gefunden und ich habe nie davon geträumt, dass gerade dieses Jammervölkchen in Kriegszeiten Gerechtigkeit u Anstand |kennen würde – da ja auch sonst von der reinigenden Kraft des Kriegs (hinter den Schützengräben) nicht viel zu verspüren ist. – Im übrigen hab ich, wie Sie mit so freundschaftlichen Worten wünschen, thatsächlich zu arbeiten angefangen – es ist Pflicht, Rettung, Notwendigkeit, – auch wenn für später nicht gar zu viel herauskommen sollte. Und Sie, lieber Herr Doctor, sind ganz in Ihr Archiv vergraben?
Wir grüßen Sie herzlichst, auf baldgs Wiedersehn!
Ihr  Arthur Schnitzler
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