Arthur Schnitzler an Stefan Zweig, 9. 11. 1914

|Dr. Arthur Schnitzler 9. 11. 1914.
Wien XVIII. Sternwartestrasse 71

Lieber Herr Doktor Zweig.

Wie Sie vielleicht schon erfahren haben, soll eine Internationale Revue gegründet werden, für deren Zustandekommen sich hier besonders Dr. Ludo Hartmann einsetzt. Er war bei mir unter anderm um mich zu fragen, ob ich eine Verbindung zwischen ihm und Romain Rolland anbahnen könne. Ich habe mir erlaubt ihn mit dieser Absicht an Sie, lieber Herr Doktor, zu weisen und er möchte Sie bitten in obengedachtem Sinn, wenn es irgend angeht, an Rolland zu schreiben. Interessieren Sie sich für die ganze Angelegenheit, mit der es schon in allernächster Zeit Ernst werden soll, so setzen Sie sich mit Ludo Hartmann vielleicht telefonisch in Verbindung, nicht wahr?
Entschuldigen Sie die Bemühung, seien Sie herzlichst gegrüsst und auf baldiges Wiedersehen
Ihr  [handschriftlich:] Arthur Schnitzler
    Bildrechte © National Library of Israel, Jerusalem

    war bei mir] Vgl. A. S.: Tagebuch, 7. 11. 1914.

    an Rolland zu schreiben] Am 11. 11. 1914 (Poststempel) schrieb Zweig an Rolland: »Ich verständige Sie gleichzeitig, dass ein Versuch einer neutralen Zeitschrift in der Schweiz doppelsprachig unternommen werden soll. Professor Brockhausen, ein bekannter Nationalöconom und Friedensfreund, wird in dieser Sache von Wien aus delegiert, er wird sicherlich in der Schweiz auch Ihre Mitarbeit zu werben suchen, und ich kann Ihnen nur sagen, dass er als rechtlich und tüchtig gilt, seine vortreffliche Absicht nicht zu bezweifeln ist. Die Organisation kann ich nicht beurteilen – hoffentlich setzt er sie Ihnen auseinander.« (Romain Rolland, Stefan Zweig: Von Welt zu Welt. Briefe einer Freundschaft 1914–1918. Mit einem Begleitwort von Peter Handke. Aus dem Französischen von Eva und Gerhard Schwewe (Briefe Rollands) und Christel Gersch (Briefe Zweigs). Berlin: Aufbau Verlag 2014.) Die Zeitschrift wurde nicht realisiert.