Okt 24] Schnitzler erhielt in den Tagen vor dem 18. 10. 1924 Aufsätze von Freud zugesandt. Er beschreibt dies im Tagebuch: »– Die besondre Lebhaftigkeit des Traums könnte auch durch meine Absicht Freud zu besuchen bedingt sein (sowie ich ungewöhnlich viel träumte, als ich 1900 seine Traumdeutung las). – Er sandte mir neulich ein paar Aufsätze ›mit geziemender Schüchternheit‹. –« Um welche Aufsätze es sich handelt, ist nicht zu bestimmen. Es gibt zwei Erklärungen, wie sich diese Visitenkarte in diese Kommunikation einbetten kann: Schnitzler antwortete mit einer Gegengabe (Komödie der Verführung?, Zeitschriftendruck Fräulein Else?). Freud suchte Schnitzler auf und gab die vorliegende Karte ab. Dagegen spricht, dass dies einen Gegenbesuch Schnitzlers umso notwendiger gemacht hätte und Schnitzler einen erfolgreiches Treffen mit ziemlicher Sicherheit im Tagebuch notiert hätte. Auch wäre es unüblich, eine Visitenkarte, die man persönlich abgibt, nur mit der Monatsangabe zu datieren. Weniger Probleme bereitet eine andere Abfolge der Ereignisse, demnach Schnitzler die Kontaktaufnahme angestoßen hätte: Schnitzler sandte Ende September/Anfang Oktober Komödie der Verführung oder Fräulein Else an Freud, der sich dafür mit der Sendung von Aufsätzen revanchierte. Diese Sendung war begleitet von der vorliegenden Visitenkarte. Unentschieden bleibt aber, ob die Wendung »mit geziemender Schüchternheit« nun ein Zitat aus einem nicht überlieferten beigelegten Schreiben Freuds zu den Aufsätzen darstellt, oder ob es eine Einordnung durch Schnitzler darstellt, der damit ironisierend kommentiert, dass es eben keinerlei Begleitschreiben gab.
Bei Fragen, Anmerkungen, Kritik, aber gerne auch Lob, kontaktieren Sie bitte Martin Anton Müller.
ACDH
Austrian Centre for Digital Humanities
Österreichische Akademie der Wissenschaften
Bäckerstraße 13
1010 Wien
T: +43 1 51581-2200
E: acdh-helpdesk(at)oeaw.ac.at
Versand: | [Mitte?] Oktober
1924 Freud, Sigmund Wien |
|
---|---|---|
Empfang: | [Mitte?] Oktober 1924 Schnitzler, Arthur Wien |
Signatur | GB, Cambridge, University Library, Schnitzler, B 31 |
---|---|
Typ | Visitenkarte |
Beschreibung | 25 Zeichen |
Handschrift | schwarze Tinte, deutsche Kurrentschrift |
Sigmund Freud: Briefe an Arthur Schnitzler. Herausgegeben von Henry Schnitzler. In: Neue deutsche Rundschau, Jg. 66 (Januar 1955) Nr. 1, S. 98. |
Sigmund Freud: Sigmund Freud Edition. Digitale historisch-kritische Gesamtausgabe. Herausgegeben von Christine Diercks, Arkadi Blatow, Elisabeth Skale. (2014–2025) ONLINE. |
Eine zitierfähige Angabe dieser Seite lautet:
Sigmund Freud an Arthur Schnitzler, [Mitte?] Oktober 1924. In: Arthur Schnitzler: Briefwechsel mit Autorinnen und Autoren. Digitale Edition. Herausgegeben von Martin Anton Müller mit Gerd Hermann Susen, Laura Untner und Selma Jahnke, https://schnitzler-briefe.acdh.oeaw.ac.at/L03816.html (Abfrage 8. 10. 2025)
Für gekürzte Zitate reicht die Angabe der Briefnummer aus, die eindeutig und persistent ist: »L03816«.
Für Belege in der Wikipedia kann diese Vorlage benutzt werden:
{{Internetquelle |url=https://schnitzler-briefe.acdh.oeaw.ac.at/L03816.html |titel=Sigmund Freud an Arthur Schnitzler, [Mitte?] Oktober 1924 |werk=Arthur Schnitzler: Briefwechsel mit Autorinnen und Autoren |hrsg=Martin Anton
Müller mit Gerd-Hermann Susen, Laura Untner und Selma Jahnke |sprache=de |datum=1924-10-15 |abruf=2025-10-08 }}
Diese Abschrift wurde noch nicht ausreichend mit dem Original abgeglichen. Sie sollte derzeit nicht – oder nur durch eigenen Abgleich mit dem Faksimile, falls vorliegend – als Zitatvorlage dienen.
Traum vom 15. Oktober 1924
Quelle: Arthur Schnitzler: Träume. Das Traumtagebuch 1875–1931. Herausgegeben von Peter Michael Braunwarth und Leo A. Lensing. Göttingen: Wallstein 2012 (Bibliothek Janowitz, Bd. 20)