Sigmund Freud an Arthur Schnitzler, 8. 6. 1922

|8. Juni 1922
Prof. Dr. Freud Wien IX., Berggasse 19.

Verehrter Herr Doktor

Sie stellen mir in Ihrem liebenswürdigen Schreiben eine Zusammenkunft oder einen – Besuch in Aussicht so daß wir einmal mit einander plaudern können, so lange es noch Zeit ist, wie Sie andeuten. Ich freue mich darauf, ohne mir ein Programm für diese Stunden zu machen.
Darf ich Ihnen nun vorschlagen, einfach an einem Abend der nächsten Woche ein Abendessen mit uns zu teilen? Wir sind: meine Frau und die Ihnen bereits bekannte Tochter außer meiner Person. Es wird kein anderer mit dabei sein. Da ich tagsüber bis 8h in der Arbeit bin und einige Abende regelmäßig besetzt habe, muß ich mich bestimmterer Vorschläge getrauen. Ich lege Ihnen den 12t (Montag), 13t (Dienstag), 16ten (Freitag) zur Auswal vor, wenn Ihnen diese Woche und Art des Beisammenseins überhaupt recht ist. Da ich zufällig gehört habe, daß Sie in Wien geblieben sind, und ich selbst am 29 d. M. die Stadt verlasse, schreibe ich Ihnen früher, als mich Ihr Brief berechtigt hätte.
Ihr herzlich ergebener
 Freud
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