Theodor Herzl an Arthur Schnitzler, 1. 2. 1895

1. Febr. 895

Lieber Freund!

»Das alles mein liebes Kindchen
Ist mir schon einmal passirt...«
Einmal? Wie oft! Man hat davon freilich doch immer wieder einen bittern Geschmack im Munde. Es hilft nicht viel, sich zu sagen, dass dieser Direktor ein Strolch, ein Trottel od. dgl. ist.
Ginge ich mir nach, ich würfe den Bettel jetzt schon in die Mistkiste. Aber ich habe nun schon angefangen und will standhaft bleiben. Aber abkürzen will ich nur den Ekel. Ich bitte Sie, von |der bekannten Hand folgenden Brief an Blumenthal schreiben zu lassen.
»Geehrter Herr! Mein vom Deutschen Theater abgelehntes Schauspiel D. G..... ist Ihnen zugegangen. Als ich bei der Einreichung diese Direction ersuchte, Ihnen im Fall der Ablehnung das Manuskript zuzuschicken, wusste ich nicht, dass Sie die beiden anderen Theater unter Ihrer Leitung vereinigen. Zur Entschliessung genügen dennoch drei Wochen. Diese Frist läuft bis (flicken Sie das mir unbekannte Datum hinein, lieber Schnitzler). Dann ist das Manuscript an Herrn F. Schick Wien III Reisnerstrasse – zurückzuschicken.
Achtungsvoll
Dr A. S...l
|Ich glaube ich werd’s dann dem Raimundtheater geben. Und nach Raimund geht's schlafen.
Leben Sie wohl mein sehr lieber Freund, und haben Sie mehr Theaterglück als Ihr
herzlich ergebener
 Th H
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