Folgendes ist meiner Weisheit letzter Schluss: ich will noch einmal zu
Blumenthal gehen und wenn der nicht drauf
eingeht mein
Stück bei
S. Fischer dem Jungen-Verleger in
Berlin
herausgeben, eventuell die Druckkosten selbst bezahlen.
Ich bitte Sie also die nächstehenden drei Briefe zu schreiben:
I Herrn
Müller Guttenbrunn (recommandirt)
Geehrter Herr! Herr A. Schnabel dankt Ihnen für die rasche Erledigung. Er begreift die Opportunitätsgründe
Ihrer Ablehnung. Endlich bittet er mich, Ihnen in seinem Namen mitzutheilen, dass
er
Sie Ihres Ehrenwortes über seine
Verfasserschaft
absolutes Stillschweigen zu beobachten selbst dann nicht entbindet, wenn er
gezwungen sein sollte, sich einem anderen Director zu nennen. Ich bitte Sie mir
mitzutheilen, ob Sie nichts dagegen haben, dass Ihr Ablehnungsbrief ganz oder theilweise in
|die Vorrede der Buchausgabe dieses
Stückes aufgenommen werde.
Hochacht Dr A Schnitzler
Sollte Ihnen dieser Wortlaut zu schroff sein, so bitte ich den Brief der genau diesen
Inhalt haben muss, in der ersten Person des A. Schnabel von
Schick schreiben zu lassen.
II Herrn S. Fischer Berlin
Diesen Brief bitte ich Sie jeden
Geehrter Herr! Sie haben mein Stück
D. G... kurzweg abgelehnt ohne es zu lesen. Ich nehme Ihnen das nicht weiter
übel. Unbekannte Autoren müssen sich von Theaterdirectoren Einiges gefallen lassen.
Aber es scheint, dass Sie Unrecht hatten, das
Buch nicht einmal zu öffnen. Herr
Müller Guttenbrunn hat das
Stück gelesen und will es nur aus Rücksicht auf die Juden
nicht spielen. Sie sind Jude, wie der Verfasser selbst, und können die Unternehmung
wagen. Es gibt keinen vernünftigen jüdischen Rabbiner, der anders spräche, als dieses
Stück spricht. Es ist eine
|ehrliche Judenpredigt. Die Juden
werden an den heimlichen Judenzeichen erkennen, dass ein wohlwollender Bruder zu
ihnen aus dem
Stücke heraus
redet.
Müller Guttenbrunn schreibt: Ich habe das
Schauspiel »
D. Ghetto« von zwei gebildeten
Männern lesen lassen, von einem Juden u. einem Christen, u. Beide verwarfen das
Stück, beide aus
Opportunitätsgründen, aber sie ... (etc aus dem Brief bis inclusive »verzichte« abzuschreiben)
Dieser Brief u. das
Manuscript
erliegen beim Verleger
S. Fischer in
Berlin. Wenn Sie es nun lesen wollen, so bitte ich
das
Manuscript von Herrn
Fischer abholen zu lassen. Er wird es ihnen auf
acht Tage leihen.
Lassen Sie es nicht holen oder entscheiden Sie sich nicht innerhalb einer Woche, so
erscheint das
Stück im
Druck.
Hochachtungsvoll
Albert Schnabel
(Brief II soll
Schick oder sonst wer
abschreiben)
Geehrter Herr. Ich sende Ihnen
heute das Manuscript eines 4 actigen
|Schauspiels
D. G. von A. Schnabel. Lesen Sie es sofort.
Der
Ber Brief des Directors
Müller, den ich Ihnen hier beilege u.
sorgsam aufzubewahren bitte, sagt Ihnen welcher Art das Wagniss ist.
Schreiben Sie mir gefälligst, ob u. unter welchen Bedingungen Sie geneigt sind, das
Stück zu verlegen.
Sollte Director
Blumenthal das
Manuscript von Ihnen verlangen, so bitte
ich es ihm auf acht Tage zu leihen. Nicht für länger.
Ich bitte Sie, meine Intervention Jedermann, besonders
Blumenthal gegenüber streng geheim zu halten. Dr. Schnabel
bat mich nur, ihn bei Ihnen einzuführen, im Uebrigen wünscht er nicht, unter irgend
Jemandes Patronanz zu stehen.
Bestätigen Sie nur freundlichst, dass Sie diese Bedingung genau einhalten werden.
Hochachtungsvoll
Dr. A. Schnitzler.
Diese 3 Briefe enthalten alle Vorschriften für Sie, mein gefälliger lieber Freund.
Ich habe der Kürze |halber den Briefen
gleich die definitive Form gegeben.
Wenn
Fischer antwortet, dass er es nicht auf
eig seine Kosten drucken lassen will, so
bewilligen Sie ihm die Druckkosten, die ich Ihnen sofort einschicken werde, sobald
ich den Betrag kenne. Bedingung: sofortiges Erscheinen.
Ihre Antwort erbitte ich wieder wie früher poste restante mit
gleichzeitiger Verständigung an
Albert
geschrieben.
Tausend Dank im voraus. Ich hoffe, dass Ihre Mühe jetzt zu Ende ist.
Mit herzlichen Grüssen Ihr aufrichtig ergebener Th Herzl