|6. 4. 95.

Lieber Freund!

den Brief an M. G. habe ich in der gewünschten Weise abgesandt. Was die andern anbelangt, so erlauben Sie mir Ihnen etwas zu sagen.
Herr S. Fischer ist augenblicklich in Wiesbaden und es scheint, dass irgendwelche Geschöpfe seines Verlags die an ihn gelangenden Sendungen öffnen. Außerdem ist er nicht |der Mann meines Vertrauens – ich könnte es vor allem nicht verantworten, ihm eines Freundes Brief zur Verwahrung zu übergeben, sondern würde es vorziehn, den Brief in einer Abschrift an ihn gelangen. zu lassen. Auch erwarte ich nichts von seiner Discretion – er wird wahrscheinlich auf die Vermuthung kommen, dass |ich der Verfasser des Stückes sei und nicht ermangeln, im Fall Blumenthal das Stück abholen läßt, ihm das unter dem Siegel der Verschwiegenheit mitzutheilen (und manches andere auch.). Für alle Fälle aber ist eine Spur gegeben, was Sie ja vermeiden wollen. In Verlag nehmen wird er das Stück ganz bestimmt, wenn man ihm im vorhinein die Druckkosten (über-)zahlt – |und ganz bestimmt nicht, wenn man das nicht thut – meine Verbindung mit ihm nützt da gar nichts; er macht’s mir genau so. Dafür dass »Sterben« als Buch bei ihm erschienen ist, – habe ich es ihm für die Zeitschrift »Freie Bühne« – schenken müssen. Das »Märchen« wollte er mir gegen Erlag der Druckkosten nehmen. Ueber mein neues |Stück will er erst nach der Première mit mir verhandeln.– Ich sage nicht, daß S. Fischer schlechter ist als die andern – aber er ist nicht besser. Ich rathe daher durchaus nicht von ihm ab, sondern will nur einen andern Weg vorschlagen. Ist es Ihnen recht, so mache ich diese Sache wieder durch Schick indem ich nämlich im Schnabel’s |eigenen Namen an Fischer schreiben und die Antwort an Schick’s Adresse gelangen lasse. – Ich erwarte jedenfalls Ihre Meinungsäußerung; Zeitverlust ist keiner dabei, da von S. Fischer selbst jetzt keineswegs was erledigt wird. Um jedes Misverständniss vorzubeugen: ich schreibe natürlich mit dem größten Vergnügen auch |persönlich, d. h. in meinem Namen an Fischer, gebe nur zu bedeken, dasich für seine Discretion mich absolut nicht verbürgen möchte.
Viele herzliche Grüße von Ihrem
treu ergebnen
ArthSch
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