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Paris, 3. Juli 1894.

Lieber Freund!

Der Heiratsanzeige Ihres Herrn Bruders kann ich keine Adresse entnehmen.
Ich wende mich daher an Sie mit der Bitte, meine Glückwünsche Ihrem Bruder und vor allem Ihrer hochverehrten Frau Mutter zu überbringen. Nach Ihrem grossen Schmerz wirds wieder lichter im Haus. Ich freue mich mit allen Ihren Freunden darüber.
Ihnen mein lieber Poet drücke ich dabei wieder einmal die Hand. Was macht die Dichtung? Warum schicken Sie mir nicht, was Sie schreiben? Ich würde es mit Vergnügen auf dem Telegraphenamt zwischen zwei blutrünstigen Depeschen lesen. Wahrscheinlich gegen Ende Juli gehe ich auf Urlaub. Nach Aussee. Kommen Sie doch ein bischen vorüber. Plaudern!
Herzlich Ihr ergebener
Th. Herzl.
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