|Wien 30. 6. 95.

Lieber Freund!

die wunderschöne Stimmung, von der Ihr Gedankenleben jetzt erfüllt und welche in Ihrem Brief an mich überströmt ist, freut mich um Ihres und um Ihres Werkes willen. Was ist es? Wieder ein Stück? Wollen Sie mir auch das erssagen, wenn wir uns, wie ich ja mit Sicherheit erwarten darf, im Sommer treffen? |Ich will Ihnen gleich mittheilen, dass ich etwa Mitte Juli nach Ischl komme, nacher will ich mir die böhmischen Bäder ansehen, die ich noch nicht kenne. Sie erfahren noch ausführlicheres über meine Adresse; nach Wiennnen Sie mir immer schreiben, da mir die Briefe nachgeschickt werden.
Ich selbst hoffe über den Sommer mit einem Stück zu Ende zu kommen, |von dem ein halber Akt fertig ist, dessen Plan aber bis ins Detail daliegt. Auch kleineres hoffe ich zuwege zu bringen.
Wie kommt es, dass die Prager Entscheidung so lang warten läßt? Haben Sie Hoffnung? –
Bleiben Sie, mein lieber Freund, in Ihrer schaffensfreudigen Laune und lassen Sie mich bald wieder so gutes wie diesmal von Ihnen vernehmen. Wie |schön ist es doch um unsre Kunst, solang wir mit ihr allein bleiben und nicht das stechende Verlangen spüren, die ganze Welt zu Zeugen unsrer Umarmungen zu machen. – Zuerst Flammen, Einsamkeit und Begeisterrung – dann – Agenten, Verleger, Wanzen, Publicum. –
Leben Sie wohl und seien Sie vielmals herzlichst gegrüßt
Ihr treu ergebner ArthSch
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