|16. 1. 1924.

Liebe und verehrte Frau Hofrätin.

Ich hatte an Stock nur deshalb nochmals geschrieben, weil ein neuer, allerdings etwas vager Antrag von einem Herrn Nicolaus Nathan (Paris, Hotel Ronceray) an mich gelangt war, den ich natürlich ganz dilatorisch behandelte; ich wollte sie damit nicht während IhresPariser Aufenthalts bemühen. Was Sie mir über Herrn L. P. einerseits und Herrn Boutelleau anderseits schreiben, ist zwar nicht sehr erfreulich, aber Sie werden nicht erwarten, dass ich mich sehr überrascht zeige. Nous avons vu d’autres!
Dass Paul Geraldy sich meiner Angelegenheit und insbesondere des »Casanova« so warm annimmt, danke ich ihm herzlichst. Ueber die Uebersetzungsfrage habe ich ja hoffentlich bald Gelegenheit persönlich mit Ihnen, liebe und verehrte Freundin, zu reden.
Indess habe ich hier das charmante Vater und Sohn-Stück von Sacha Guitry mit den beiden Thiemigs gesehen, das, wie sie jedenfalls wissen, noch immer sehr volle Häuser macht. Die beiden Thimigs sind wirklich entzückend, das weibliche Element ist mässiger vertreten. Sie bringen wieder hoffentlich manches Schöne aus Paris mit.
Ueber alles, was mich betrifft, Literarisches und Menschliches erzähle ich Ihnen mündlich.
Alles Herzliche und auf ein
gutes Wiedersehen.
Ihr dankbar ergebener
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