|25. 1. 1926.

Verehrte Freundin.

Eben kommt Ihr Brief vom 23. Jänner. Ich habe von Frau Emma Cabire keine andere Adresse als Paris 27, Rue Lemercier. Weiss Gemier nicht wo sie wohnt? Oder Lenormand? Das Wichtigste ist ja nur, dass wir die Uebersetzung in der Hand haben. Ist Mme.Cabire vorläufig unauffindbar, so ist das ja nicht unsere Schuld und auf die perzentuelle Verteilug der Tantièmen wird sie ja in jedem Falle eingehen.
Es ist ja nun wirklich schwer sich in der Frage des „Reigen« zu entscheiden. Wie ich Ihnen eben schrieb die bei Stock erschienene Uebersetzung ist nicht gut und es scheint mir in jedem Fall inopportun mit dem »Reigen« vor einem andern wirklichen Theatererfolg in Paris herauszukommen. Die Vorteile lägen also tatsächlich auf der finanziellen Seite, die ja bei alledem unsicher bleiben. Und soll der »Reigen« überhaupt aufgeführt werden, so wird er ja bis zumHerbst nicht schlechter geworden sein. Somit also vorläufig nein!
Nochmals herzlichsten Dank und viele
Grüsse.
Ihr
 
Frau Hofrätin Bertha Zuckerkandl,
Paris.
|P. S. Da Sie ja nun so bald wieder in Wien sind, werden Sie wohl auch kaum Zeit haben die Sache mit Delamain (Fräulein Else) in Ordnung zu bringen. Ich bitte Sie recht sehr, liebe und verehrte Freundin, hetzen Sie sich ja nicht um meinetwillen ab; mir eilt gar nichts.
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