|24. 12. 1925.

Sehr verehrte Frau Hofrätin.

Ich bitte Sie als meine Vertreterin für Frankreich die Angelegenheit »Weites Land« anlässlich Ihres bevorstehenden Aufenthaltes in Paris wenn möglich zu endgültigem Abschluss zu bringen. Insbesondere bitte ich Sie mit Mme. Cabire, die formell überhaupt noch keine Autorisation besitzt, in Verbindung zu treten. Es wäre mir sehr wichtig in die Uebersetzung der Mme. Cabire Einsicht zu nehmen. Ich bin durchaus geneigt ihr die formelle Autorisation unter der Voraussetzung zu erteilen, dass Monsieur Gemier selbst sich bereit erklärt diese Uebersetzung (eventuell mit Retouchen) im Odéon zur Aufführung zu bringen. Was die Tantiemen anbelangt, so denke ich, dass die von mir im Bulletin eingesetzte Verteilung (¾ der Autor, ¼ derer Uebersetzer) von allen Beteiligten ohneweiters genehmigt werden wird. So weit mir bekannt ist, wird an jeden französischen Autor in Deutschland und Oesterreich, sobald eine Bühne sein Stück zu erwerben wünscht, ein a’ valoir gezahlt, das von den ersten Tantiemen abgezogen wird. Es wäre mir lieb, wenn auch in unserem Falle durch das Theater Odéon ein Aa’valoir in einer von Gemier selbst zu bestimmenden Höhe gezahlt würde.
Als eine weitere noch wichtigere Sicherheit erscheint mir die Festsetzung |eines Termins, bis zu welchem spätestens das Stück aufgeführt sein müsste, widrigenfalls die Rechte wieder ungeschmälert an mich zurückfielen. Ich würde als diesen Termin31. Mai 1926 vorschlagen.
Als selbstverständlich nehme ich weiter an, dass Mme. Cabire Ihnen, verehrte Frau Hofrätin, die gleiche Vermittlungsprovision wie ich, nämlich 20 % von ihren eigenen Einnahmen auszuzahlen sich verpflichtet. Wegen einer eventuellen Buchausgabe des »Weiten Land« erwarte ich gerne Vorschläge von verlegerischer Seite.
In der bestimmten Erwartung, dass
Ihre freundlichen Bemühungen von Erfolg begleitet sein werden, bin ich, verehrte Frau Hofrätin, mit herzlichem Dank und Gruss
Ihr aufrichtig ergebener
 
Frau Hofrät in Berta Zuckerkandl,
Wien.
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