|8. 8. 1929.
Liebe und verehrte Frau Hofrätin.
Herr
Maurice Rémon hat sich neuerdings
wegen der »
Ronde« resp. einer Aufführung im
Theater Albert Premier an mich gewandt unter Beischluss eines Briefes von Herrn
Mauget, den ich
wieder an ihn wieder zurücksenden musste. In diesem Brief ist sogar schon die eventuelle
Generalprobe auf den
16. November angesetzt. Herr
Rémon hat mich um Ihre Adresse gebeten, liebe
Freundin, und wird sich jedesfalls direkt mit Ihnen in Verbindung setzen. Meiner Ansicht
nach
könnte man der Angelegenheit nur unter der Voraussetzung einer angemessenen Vorschusssumme
näher treten; aber wenn Sie es für richtig finden und weiter auf
Antoine bauen, so bin ich
auch einverstanden den Antrag
Mauget-
Rémon endgültig abzulehnen.. Für alle Fälle aber sollte
man, denke ich, den
Rémon’schen Antrag zum Zwecke
einer hier doch wohl erlaubten höflichen Pression auf die anderen Bewerber benützen.
Ich
schreibe
Rémon, dass ich mich in dieser Sache, wie
selbstverständlich vollkommen Ihrer Führung und
Ihrem Rate anvertraue. Auf welche Weise könnten wir denn in den Besitz einer Abschrift
des
»
Weiten Land« in
französischer Sprache gelangen?
Wo ist ein, resp. das
Exemplar? Mme.
Clauser
möchte sich, wie Sie ja wohl wissen, bei Mme.
Marnac
entweder für »
Zwischenspiel« (
Rémon) oder »
Weites Land« bemühen.
Von
Alzir Hélla habe ich wohl endlich
die
Revue des vivants mit der Uebersetzung des
»
Tod des Junggesellen«, sowie die Mitteilung vom
Erscheinen der »
Beate« in Buchform erhalten, aber
kein Honorar. Wir müssen also (85:15) weiter
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darben.
Ich hoffe,
Gastein tut Ihnen gut und Sie
kommen so gesund als möglich nach
Wien zurück.
Ich selbst bin, wie Sie merken, noch immer da,
vielleicht kommt mein
Sohn noch einmal und wahrscheinlich werde ich erst gegen den
20.d. in die
französische Schweiz fahren; vollkommen feststehend ist es noch nicht. Von Frau
Trude, mit der
ich heute morgens telefoniert habe
, habe ich das
Allerbeste über Ihr und der Ihrigen Befinden
gehört. Frau
Trude verdanke ich auch Ihre Adresse, die mir entfallen war.
Herzlichste Grüsse und die allerbesten Sommerwünsche, freundschaftlichst wie immer
Der Ihre
Frau Hofrätin Bertha Zuckerkandl,
Bad GasteinGruber-Haus.