|Wien 10. 8. 929.
Liebe verehrte Freundin, zu der Ehrenlegion gratulire ich Ihnen von ganzem Herzen. Denn diesmal ist die Auszeichnung nichts weniger als eine leere Form, und selten wird sie so noch Verdienst ertheilt. Dass Sie nebstbei, minder sichtbar, schon lange eine Ehrenlegion des Herzens tragen, und dass, unter anderm auch darum, kaum einer der zahlreichen Glückwünsche, die Sie heute empfangen werden, nicht ehrlich empfunden sein dürfte, dieses Bewußtsein wird Ihnen hoffentlich auch eine gewisse Genugthuung gewähren. Bleiben Sie liebe verehrte Freundin was Sie sind, gütig, |thätig und jung! Wie gern hab ich diese Gelegenheit ergriffen Ihnen meine tiefste und wärmste Sympathie auszudrücken. Erhalten Sie mir auch die Ihre. Ich rechne sie mit zu meinem werthvollten seelischen Besitz.
Tausend Grüße; und alles Freundliche auch den Ihren!
Ihr
ArthurSchnitzler
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