|Freitag.

Verehrter Herr Doktor!

Gestern Donnerstag ist Ihr Scenario gekommen. Wofür ich herzlichst danke. Es ist ausgezeichnet gemacht – u ich beginne heute mit der Übersetzung.
Für meine Unterre|dung mit den Direktoren Herz und Coquelin kam es zu spät. Wieder alles Erwarten – da doch in Paris Alles so lange dauert – erhielt ich am Mitwoch Früh von der Porte St. Martin die Verständigung dass die Direktoren mich bitten Mittwoch Nachmittag sie |zu besuchen. Ich hatte zum  Glück zur Vorsicht – einen langen Auszug aus dem Medardus auf der Reise französisch geschrieben. Rasch diktirte ich dies in einem Schreib-Maschin-Bureau ab – und um 5 Uhr war ich bei Herz & Coquelin – begleitet von Dr |Frischauer. Herz ist ein Homme d’affaire pur – der literarisch nicht viel weiss. Coquelin dagegen wusste Manches vom Medardus. Ich wurde gebeten meine Inhalts-Angabe dort zu lassen. Aber ich gab mündlich eine Schilderung die wie mir Dr Frischauer dann sagte – riesig inter|ressirte. Besonders die Pretendenten-Geschichte finden die Herrn für Paris höchst erwünscht. Meine Unterredung hatte wie es sich zeigte so rasch stattfinden müssen, weil Herz & Coquelin heute|verreisen. Sie baten mich das von Ihnen zu sendende Scenarium möglichst rasch zu übersetzen – & an eine mir angegebene Adresse zu senden. Dann erst werden wir etwas wissen. Es ist möglich dass ich im August von |der Schweiz wieder zu den Herrn kommen muss. Jedenfalls war die Anknüpfung günstig. Mehr kann ich nicht sagen. Einige Détails noch morgen oder übermorgen – da ich heute rasch schliessen muss.
Ihnen u Ihrer Frau herzliche Grüsse.
Ihre Berta Zuckerkandl
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