sehr oft in die
sem Sommer
sind meine Gedanken zu Ihnen gegangen. In
Ferleiten im
Juli, wenn ich
herumging in dem
stillen engen Thal das mir die Jahre meiner frühen Jugend
so nahe
bringt, fielen Sie mir ein als einer von denen, die
schon damals meine Freunde waren
und an die ich auf einem Holztisch in dem kleinen Tannenwald hinterm Ga
sthaus – und
der Holzti
sch
steht noch immer da – Briefe
schrieb. Das ist
siebenundzwanzig Jahre
her, wie
schwer fa
sslich! – Dann war ich dreimal in die
sem Sommer in
Salzburg u. nie bin ich durch den
Mirabell-garten gegangen, nie nach
Hellbrunn oder
Leopoldskron, ohne
so
herzlich an Sie zu denken.
Das letzte Mal, da
ss ich Sie ge
sehen habe, das war bei der Generalprobe der Oper »
Palestrina« – da waren Sie
so schwer bedrückt von dem was in der Welt vorging und
sich
anzukündigen
schien,
so bemüht u. bekümmert
sah Ihr vertrautes inhaltsvolles Ge
sicht
aus – ich wurde dann bald krank, da
sah ich
sehr oft Ihr Ge
sicht
so vor mir. Meine
Krankheit war tiefergehend als
sie im er
sten Augenblick
schien, vom
ersten
April bis in den
Juli hinein war ich ein kranker, veränderter
Men
sch – er
st in
Ferleiten, ganz ganz ein
sam,
hab ich mich zu mir
selber
|zurückgefunden, und nach jedem
solchen Zurückfinden i
st man ja vielleicht ein
stärkerer Men
sch als je zuvor, man i
st halt um eine Windung der Schraube höher geko
mmen. –
So mu
ss ich mich
glücklich nennen
seit
Ende Juli, es i
st eine Productivität über mich
geko
mmen wie ich
sie viele Jahre – es waren halt zu
schwere Jahre – nicht gekannt habe, es
sind Arbeiten fertig geworden, andere in mir
aufgewacht, noch andere
stark vorwärts geko
mmen – ich
glaube es i
st einiges darunter, dem Sie Ihren Beifall geben werden, der mir immer
so
warm u. vertraut und von Grund aus woltuend i
st.
So
stark i
st die
ses Zu
strömen von Einfällen und
so
sicher endlich einmal – Sie kennen
meine bizarre
schwierige Natur – die rhytmi
sche Wiederkehr productiver Stunden, da
ss
ich
Strauss u.
Schalk gebeten habe, mich bei den Proben der »
Frau ohne Schatten« zu ent
schuldigen – ich bin ja
dort ohnedies nur das fünfte Rad am Wagen –
so komme ich er
st knapp vor der
Première, dann hoffe ich Sie recht bald zu
sehen. – Wie
schön
wenn man nur
sich wieder ein
bisserl öfter
sähe!