|Unterach 23. August 1892
Verehrter Freund! Dass die Lösung nicht von mir
ausging liegt nur daran, dass Sie mir zuvorgekommen
sind. Seien Sie überzeugt, dass ich entsetzlich unter diesen Erbärmlichkeiten gelitten habe u. noch unsagbar leide, u. dass ich sofort mit der Wahrheit vor
Sie hin getreten wäre, im Augenblicke in dem ich alles wieder hätte gut gemacht. Dass
es überhaupt möglich war, läßt sich allerdings nicht aus der Welt schaffen, u. wenn
auch Sie möglicher|weise darüber hinwegkommen, ich werde
es kaum imstande sein. Ich bin vollständig niedergebrochen u. habe auch
den Rest von Elasticität verloren, den ich noch hatte, und wie mein äußeres
Leben unter dem Zeichen dieser fruchtlosen
Reue u. Selbstpeinigung steht, so kann ich Ihnen auch von dem inneren
künstlerischen nichts berichten. Es kann ja doch jetzt von irgend einer
Arbeit nicht die Rede bei mir sein.
Ich werde hier von Liebe und
|Güte erdrückt u. habe doch
Beides nie so wenig ertragen, als gerade jetzt, ich wäre auch längst
fort von hier, wo ich den Leuten durch meine consequente Verstimmung
auffalle, wenn nicht der Gedanke an
Wien noch so
schrecklich für mich wäre.
Auch zu
Richard u.
Loris wäre ich
längst gefahren, aber wie soll ich jetzt mit ihnen reden? Übrigens wäre ja wahrscheinlich
Alles ebenso gewesen, wenn die Lösung auch nicht erfolgt wäre.
Ich sage Ihnen herzlichen Dank für Ihren Brief, u. |bin
immer
Ihr
FSalten