Elsa Plessner an Arthur Schnitzler, 15. 9. 1896

|I. Bäckerstrasse No 1, den 15. 9. 96.

Verehrter Meister Anatol!

Hiemit übersende, Ihrem Wunsch gemäß, den Brief, den Sie so gütig waren, an mich zu richten sowie einen andern der mir heute Früh zukam.
Diese liebenswürdigen Zeilen von Frau Janitschek haben mich aufrichtig erfreut und dürften auch Sie einigermaßen interessieren! Nicht wahr? –
Sodann bringt dies umfangreiche Paket meinen zukünftigen Band Skizzen, von dem ich mir das Schlimmste, was Sie mir darüber sagen können selber schon gesagt habe. Allein wie bemerkt zwingen mich rein äußerliche Gründe ein »Buch« vom Stapel |zu lassen – beklagen sollt Ihr mich, doch nimmer richten!! – Doch bitte ich Sie herzlich No 1, das Fragment oder quasi-croquis nochmals zu lesen und dabei zu vergessen, dass ich je beabsichtigte, es weiter auszuführen. Vielleicht ändern Sie dann ein wenig Ihre Meinung umsomehr, als ich ja stark daran gefeilt und geändert habe! – No 2 ist aus dem Simplicissimus, sowie 3, 6 u 7 von Langen für Simpl. aus 10 Skizzen ausgewählt wurden. (? – !) 3 und 6 ganz alte Arbeiten . Als beste von Allem, wenn man so sagen darf, gilt mir No 8 – »Im Widerschein«. – Doch wir werden ja sehen!
Seien Sie immer so grob, als Sie nur können, und glauben Sie mir, verehrter Herr Doctor, dass mich eine solide, ehrliche Grobheit von Ihnen mehr freut, als alle |Complimente sämmtlicher Esel von Wien zusammengenommen! Die Abdrücke sind – verdammen Sie mich nicht – aus dem N. W.- Journal! – – –
Und somit überliefre ich mich Ihrer Gnade – ich glaub an sie und hoff' auf sie, wobei ich schließlich noch soeben bemerke dass meine Handschrift ein wenig der Ihrigen ähnlich ist.
Mit Verehrung und Dankbarkeit
 Elsa Plessner
mit 3 Beilagen