Elsa Plessner an Arthur Schnitzler, 24. 6. 1900

den 24. 6. 1900

Verehrter Herr Doctor!

Der »neuen d. Rundschau« entnehme ich, dass ein neues Buch aus Ihrer Feder »Reigen« das Licht der Welt erblickt hat. Gleichzeitig kommt aber die betrübsame Kunde, dass »Reigen« für profane Menschenkinder nicht zugänglich ist. – Nun erlaube ich mir, Sie zu fragen und um Nachricht zu bitten wie, wann, wo und wieso ich doch vielleicht das Buch in die Hand bekommen könnte. Sie können sich wohl vorstellen, dass mich |jede Ihrer Arbeiten ungemein interessiert. Nicht wahr?
Ich hoffe also, dass Sie nicht böse sind, wenn ich Sie direct interpelliere und dabei auf meine Eigenschaft als »Literaturbeflissene« Bezug nehme.
Sollten Sie aber triftige Gründe haben, mich trotzdem unter die profanen Menschenkinder einzureihen, so werde ich mich Ihrer Einsicht fügen und selbstverständlich keinen weiteren Versuch machen, mich in den Besitz des Buches zu setzen.
Mit vorzüglicher Hochachtung grüßt in alter Verehrung
 Elsa Plessner.
    Bildrechte © Deutsches Literaturarchiv, Marbach am Neckar