Ich hoffe, dass Sie nicht lachen werden, wenn Sie diesen Brief zu Ende gelesen haben.
Sie werden wahrscheinlich lächeln – aber das macht nichts.
Aus den
morgigen Blättern werden Sie entnehmen, dass ich meine bis
heute sorgfältig gehütete Anonymität aufgegeben habe – weil die
Première in die
nächste Saison verschoben wurde und
Bloch mich gedrängt hat –
|aber das ist Nebensache. –
Hauptsache ist, dass Sie aus dem Titel »
Die
Ehrlosen« gewiss errathen haben, dass das vom
Volkstheater angenommene
Stück – – dasselbe ist, dasselbe, das Sie mir
im vergangenen
Jahr so furchtbar verdonnert
haben. Darum hab ich
auch letzthin Angst gehabt – es Ihnen zu gestehen. Für
heute fühle ich
mich so gewissermaßen gedrängt, Ihnen zu versichern, dass ich auch
heute,
nachdem man sich hier und in
Berlin ziemlich viel
von der
Arbeit |verspricht, ziemlich im Klaren bin über den wahren literarischen Wert
des
Stückes – d. h.
dass meine Ansicht darüber nicht allzu sehr von der Ihren abweicht. Aber – Sie wissen
beim Theater weiß man nie etwas – und hoffentlich wird nicht diese unsere wahre
Meinung vom Publicum getheilt werden. Ich bitte Sie vielmals, das nicht für Arroganz
oder Pose zu halten, dass ich Ihnen das sage – ich glaube, dass ich weder das Eine,
noch das andere Ihnen gegenüber
|nöthig habe. Dass ich Ihnen letzthin aus
heiler Haut mein neues
Stück schickte, soll Sie überzeugen, dass mich selbst ein eventueller Erfolg der »
Ehrlosen« nicht auf den Holzweg locken soll, den
ich damit eingeschlagen habe. Sie sehen – ich habe echte, aufrichtige
↓n↓ literarischen
Ehrgeiz und wenn ich auch nicht den Heroismus besitze, mit einem, wenn auch
minderwertigen
Stücke in dem doch
ziemlich hochstehenden
Theater aufgeführt zu werden – als eine teuflische Versuchung
von mir zu
|weisen, so weiß ich doch ganz gut, dass das äußerliche
Emporkommen noch nichts bedeutet, wenn nicht – ja wenn nicht u. s. w.
Was ich also
Ihnen jetzt als Beichtgeheimnis anvertraue, soll mich nur in Ihren Augen reinwaschen
und wenn Sie nicht schlecht von mir denken, so werden Sie sehr erfreuen Ihre Sie stets
hochverehrende