Elsa Plessner an Arthur Schnitzler, 13. 1. 1916

|München, den 13. Januar 1916 Theresienstr. 78

Verehrter Herr Doctor!

Soeben erhalte ich Ihr freundliches Schreiben vom 12. d. und unterlasse es, Ihnen meine schmerzliche Enttäuschung zu schildern: Indessen – gegen Principien ist nichts zu machen und man muss sie respectieren. In jedem Falle bitte ich Sie aber, aus dem mit I. bezeichneten Umschlag den Brief herauszunehmen, der dem Manuscript beigelegt ist. Es wäre möglich, dass dieser Brief Sie bestimmen würde, eine Ausnahme zu machen mir gegenüber, die seit zwanzig Jahren eine Art Gewohnheitsrecht zu besitzen glaubt – wenn es auch in den letzten Jahren nicht zur Anwendung kam.
Inliegend erlaube ich mir, eine ausgefüllte Postkarte beizulegen, die Sie der Beförderung übergeben mögen, wie es Ihnen, verehrter Herr Doctor! angemessen erscheint. Meine Mama ist gleichzeitig benachrichtigt, so dass das Manuscript sofort aus Ihrem Hause abgeholt werden kann.
An eine Aufführung des »ersten Capitel« denke |ich vorläufig überhaupt nicht mehr. Man trägt ja nicht alte Kleider, wenn man neue hat. Daher ist die causa Ziegel, obwohl noch in Schwebe – für mich bedeutungslos geworden.
Mit verbindlichsten Empfehlungen
hochachtungsvoll
 Elsa Ginsberg
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