|München, den 13. Januar 1916 Theresienstr. 78
Verehrter Herr Doctor!
Soeben erhalte ich Ihr freundliches Schreiben vom
12. d. und unterlasse es, Ihnen meine schmerzliche Enttäuschung
zu schildern: Indessen – gegen Principien ist nichts zu machen und man muss sie
respectieren. In jedem Falle bitte ich Sie aber, aus dem mit I. bezeichneten Umschlag
den Brief herauszunehmen, der dem
Manuscript beigelegt ist. Es wäre möglich, dass dieser Brief Sie bestimmen würde, eine
Ausnahme zu machen mir gegenüber, die seit zwanzig Jahren eine Art Gewohnheitsrecht
zu besitzen glaubt – wenn es auch in den letzten Jahren nicht zur Anwendung kam.
Inliegend erlaube ich mir, eine ausgefüllte Postkarte beizulegen, die Sie der
Beförderung übergeben mögen, wie es Ihnen, verehrter Herr Doctor! angemessen
erscheint. Meine
Mama ist
gleichzeitig benachrichtigt, so dass das
Manuscript sofort aus Ihrem Hause abgeholt werden kann.
An eine Aufführung des »
ersten Capitel« denke
|ich vorläufig überhaupt nicht mehr. Man trägt ja nicht alte Kleider,
wenn man neue hat. Daher ist die causa
Ziegel, obwohl noch in Schwebe – für mich bedeutungslos geworden.
Mit verbindlichsten Empfehlungen
hochachtungsvoll
Elsa Ginsberg