Arthur Schnitzler an Stefan Zweig, 4. 7. 1929

|Dr Arthur Schnitzler 4. 7. 1929.

Lieber Doktor Zweig.

Sie wissen jedesfalls von der Absicht des Schutzverbandes zu wohltätigem Zwecke in einer der grossen Berliner Kunsthandlungen eine Ausstellung von Manuscripten und im Anschluss daran eine Versteigerung vornehmen zu lassen. Roda-Roda, der mir über die Sache geschrieben hat, ist dafür, dass die Sammlung entweder im Ganzen oder aber in »Loten« von etwa 10 Manuscripten aufgeboten werden müsse. Er schliesst sich übrigens meiner Meinung an, dass man Ausrufpreise ansetze, unterhalb deren ein Verkauf nicht stattfinden dürfe. Sie, lieber Doktor Zweig, sind ja in solchen Handschriften-Angelegenheiten besonders sachverständig. Und ich frage daher bei Ihnen ganz unverbindlich an, welche Ausrufpreise Sie im allgemeinen und im besonderen für richtig fänden, wenn ich z. E. für eine solche Versteigerung alte Manuscripte von Gedichten oder das erste bleistiftgeschriebene Manuscript des »Grünen Kakadu« oder eines andern Einakters zur Verfügung stellte.
Dieser Brief trifft Sie wohl noch in Salzburg an. Teilen Sie mir bitte mit, wohin Ihre Sommerpläne gehen. Es wäre eine angenehme Aussicht Ihnen wieder einmal in der Schweiz oder sonstwo zu begegnen. Salzburg und Wien liegen offenbar zu nah von einander. Zu wievielen Erfolgen habe ich Ihnen eigentlich zu gratulieren, seit wir uns zuletzt gesehen haben? Nehmen Sie eine Gesamtgratulation zugleich mit meinen herzlichsten Grüssen freundlichst entgegen.
[handschriftlich:] Ihr
 ArtSchnitzl
[maschinenschriftlich:] Herrn Dr. Stefan Zweig
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