Theodor Herzl an Arthur Schnitzler, 23. 12. 1894

Dr Th. Herzl 23. XII. 94

Mein lieber Freund!

Gestern I, II an Sie abgegangen. Ich bitte Sie die Vednikscene noch vorm Abschreiben durchzulesen und wenn Sie was am Dialect auszusetzen haben, es mir zu sagen. Jedenfalls bitte ich Sie »sprengen« durch »schiessen« zu ersetzen. Dieser Ausdruck wird wol volks u. arbeitsmässiger sein.
Der Schreiber soll nur anfangen. III. u. IV folgen sehr bald. Zum Schluss Titelblatt u. Begleitbrief. Sie haben Recht: es ist besser ein schon gebundenes Heft zu kaufen, nur muss es genug Blätter haben. Die Gesammtzahl dieser Seiten von meiner engen Schrift wird zwischen 75 u. 80 sein.
Aus Ihrem letzten Brief, lieber Freund, |ersehe ich, dass Sie selbst dem Deutschen Theater jetzt ein Stück vorlegen. Ich freue mich herzlich darüber u. werde mit meinem vorher zu Blumenthal gehen, damit das Massenangebot nicht gegenseitigen Druck ausübe. Mir liegt wie Sie wissen nichts daran, an welches Theater ich zuerst gehe, u. ich bringe Ihnen damit gar kein Opfer.
Ich möchte Ihr Stück gern lesen, wenn Sie wollen. Sie können es, da es nichts Geheimes hat, als recommandirte Kreuzbandsendung herschicken. Ich werde es rasch erledigen. Vielleicht kann ich Ihnen nützliche Rathschläge geben. Der Andere sieht immer mehr.
Mein Antrag gilt natürlich nur für den Fall, dass Sie so viel Zeitverlust in der vorgeschrittenen Saison riskiren wollen.
Mit herzlichen Grüssen
Ihr aufrichtiger
 Herzl
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