Die Antwort auf die
se Frage enthält das mir zu intim er
scheinende Geständnis. Ich
meine, ich habe Sie gemieden aus einer Art von Doppelgänger
scheu. Nicht etwa, daß ich
son
st
so leicht geneigt
|wäre, mich mit einem anderen zu
identifiziren oder daß ich mich über die Differenz der Begabung hinweg
setzen wollte,
die mich von Ihnen trennt,
sondern ich habe immer wieder, wenn ich mich in Ihre
schönen Schöpfungen vertiefte, hinter deren poeti
schen Schein die nämlichen
Voraus
setzungen, Intere
ssen und Ergebniße zu finden geglaubt, die mir als die eigenen
bekannt waren. Ihr Determinismus wie Ihre Skepsis – was die Leute Pe
ssimismus heißen
–, Ihr Ergriffen
sein von den Wahrheiten des Unbewußten, von der Triebnatur des
Men
schen, Ihre Zer
setzung der kulturell-konventionellen Sicherheiten, das Haften
Ihrer Gedanken an der Polarität von Lieben und Sterben, das alles berührte mich mit
einer unheimlichen Vertrautheit. (In einer kleinen Schrift vom J
1920 (
Jenseits des Lustprinzips)
habe ich ver
sucht, den Eros und den Todestrieb als die Urkräfte aufzuzeigen, deren
Gegen
spiel alle Rät
sel des Lebens beherr
scht.
]↓)↓ So habe ich den Eindruck gewonnen, daß Sie durch Intuition – eigentlich aber
in Folge feiner Selb
stwahrnehmung – alles das wi
ssen, was ich in müh
seligher Arbeit
an anderen Men
schen aufgedeckt habe. Ja ich glaube, im Grunde Ihres Wesens
sind Sie
ein p
sychologi
scher Tiefenfor
scher,
so ehrlich unparteii
sch und uner
schrocken wie nur
je einer war, und wenn Sie das nicht wären, hätten Ihre künstleri
schen Fähigkeiten,
Ihre Sprachkun
st und Ge
staltungskraft, freies Spiel gehabt und Sie zu einem Dichter
weit mehr nach dem Wun
sch der Menge gemacht. Mir liegt es nahe, dem For
scher den
Vorrang zu geben, aber verzeihen Sie, daß ich in die Analy
se geraten bin, ich kann
eben nichts anderes. Nur weiß ich, daß die Analy
se kein Mittel i
st,
sich beliebt zu machen.