|25. 10. 1923.
Liebe und verehrte Frau Hofrätin.
Die Absicht des Verlags
Stock zwei
Bände meiner Werke herauszugeben, ist mir natürlich sehr erfreulich. Sprechen wir
zuerst
von dem
Dramenband. Am meisten würde sichempfehlen eine Zusammenstellung der beiden
Zyklen »
Komödie der Worte« (also »
Stunde des Erkennens«,
»
Grosse Szene« und »
Bachusfest«)
und „
Lebendige Stunden" (also »
Lebendige Stunden«,
»
Frau mit dem Dolch«, »
Letzte Masken«,
»
Literatur«). Dazu eventuell noch
einige andere Einakter: »
Puppenspieler«,
»
Der grüne Kakadu«, »
Die Gefährtin«. »
Der grosse Wurstl« käme meiner Ansicht nach
weniger in Betracht, wenigstens für den Anfang.
Zwei Fragen sind vor allem zu erwägen: Autorisation und Uebersetzung. »
Komödie der Worte«, »
Puppenspieler« sind ganz frei.
»
Die lebendigen Stunden« sind seinerzeit von
Rémon und Mme.
Vallentin übersetzt worden,
einzelne in Zeitschriften erschienen; aufgeführt wurde nichts.
Dxxx Meine Honorare bewegten sich um den Nullpunkt. Ich nehme an,
dass ich nach 15–20 Jahren doch wohl wieder
frei über meine
Einakter verfügen kann. Wo
sich Mme.
Vallentin und M.
Rémon aufhalten ist
mir unbekannt, sie haben gewiss kein Recht
mehr Ansprüche zu stellen, aber die Editeurs
Stock werden ja leicht eruieren können, wo
sich Herr
Maurice Rémonheute aufhält. Er ist
der Mitübersetzer des »
Anatol«. Ich glaube
aber keineswegs eine alleinige Autorisation
erteilt zu haben. »
Der Grüne Kakadu«, seinerzeit bei
Antoine aufgeführt, meines Wissens
nie gedruckt, ist für die Buchausgabe jedesfalls frei. »
Puppenspieler« frei.
|Die Frage ist nur, wer soll all die
Sachen übersetzen? Lieber mit der Herausgabe warten als eine mässige Uebersetzung
erscheinen lassen. Wer wird insbesondere die
Verse übertragen? Wie schön, wenn man sich der
Mitarbeit
Geraldys versichern könnte.
Nun die materielle Frage. Ich glaube
wohl, dass ich 10 % vom Ladenpreis verlangen
dürfte, und eine entsprechende Garantiesumme
bei Abschluss des Vertrages. Nehmen wir also an, der Band kostet 5 frncs, 1000 Exemplare
5000, so kämen auf mich 500 frcs. Werden
gleich 3000 gedruckt, 1500 frcs. u. s. w. Als Garantie wäre die Hälfte, eventuell
auch mehr zu
zahlen. Im weiteren Verlaufe, viertel-resp.
halbjährige Abrechnung. Aufführungsrechte
müssten mir vollkommen reserviert bleiben.
Das bedürfe weiterer Abmachungen von Fall
zu Fall. Auch für die Aufführungsfrage wäre ja wohl
Geraldys Mitwirkung unschätzbar.
Die Auswahl der
Novellen auf nächstens. Vielleicht verschieben wir das bis
zu Ihrer Wiederkehr, liebe Frau Hofrätin.
Ich denke in diesen Band sollte man nur kürzere
Novellen aufnehmen, der »
Casanovas Heimfahrt« sollte wohl als Buch für sich erscheinen.
Seien sie vorläufig aufs Allerherzlichste bedankt für Ihre freundlichen Bemühungen.
Wenn Sie also wirklich die Güte haben
wollen die Verhandlungen weiter für mich zu
führen, eventuell auch schon Theatermöglichkeiten und dergleichen mit
Geraldy zu besprechen, so bleibt es natürlich bei den finanziellen Abmachungen, über die
wir noch im
Einzelnen mündlich
esprechen werden. Ihre
Teilaberschaft begänne selbstverständlich
schon bei den à-valois. Jedenfalls bin ich
Ihnen vom Herzen dankbar für alles, was Sie
bisher in
Frankreich für mich getan haben
und tun wollen.