|20. 11. 1926.

Liebe und verehrte Frau Hofrätin.

Vielen Dank für Ihre lieben Zeilen. An Frau P. habe ich Ihre Bestellung weitergegeben, sie dankt und grüsst bestens. Was Sie mir von Paul G.’s persönliches Schicksal schreiben betrübt mich sehr. Es gibt in solchen Fällen immer tausend Gründe oder keinen. Bitte grüssen Sie ihn sehr herzlich von mir.
Von Delamain habe ich einen sehr liebenswürdigen und ausführlichen Brief bekommen, in dem er auf die einzelnen Varianten der »Else«-Überesetzung mit viel Verständnis, wenn auch grösstenteils ablehnend, zu sprechen kommt. Aus seinem Brief erst entnahm ich, dass er eine sozusagen doppelsprachige Gattin hat. Ich habe ihm nahegelegt die bei ihm, resp. bei Stock vor ungefähr 14 Jahren erschienenen Uebersetzungen von »Anatol« und »Reigen« einer sorgfältigen Durchsicht unterziehen zu lassen und eventuell neu herauszugeben.
Auf Gemier setze ich nach wie vor wenig Hoffnungen. So bleiben mir in jedem Fall Enttäuschungen erspart.
Sie schreiben kein Wort davon, wann Sie wieder zurückzukommen gedenken. Hoffentlich lassen Sie uns nicht zu lange mehr warten und kehren Ihrem pessimistischen Schlussabsatz zu Trotz mit günstigen Resultaten vor allem für sich selbst nach Wien zurück.
Mit den herzlichsten Grüssen
Ihr getreuer
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