|14. 5. 1927.

Liebe und verehrte Frau Hofrätin.

Mit Beziehung auf unsere Gespräche heute und gestern möchte ich, meine Ansichten zusammenfassend, wiederholen, dass ich es durchaus im Interesse und zwar nicht nur im materiellen Interesse von Paul Géraldy fände, wenn er den Antrag Zsolnay annähme, selbst für den Fall, dass das a valoir für die Bühnenaufführungen die geringeres wäre,als es ihm von anderer Seite geboten wird. Dieses Minus wird ja selbstverständlich durch einen Theatererfolg sehr rasch hereingebracht; andererseits ist auch für die literarische Stellung eines ausländischen Autors, mag sein Ruf auch noch so fest schon gegründet sein, der Vorteil nicht zu unterschätzen mit einer deutschen Gesammtausgabe herauszukommen, überdies in einem so rührigen Verlag, als es der Verlag Zsolnay ist. Und einen weiteren bedeutungsvollen Vorteil sehe ich darin, dass dann eben Bühnenvertrieb und Buchvertrieb in derselben Hand vereinigt wäre. Ich denke, dass sich Paul Géraldy solchen Erwägungen umso weniger wird verschliessen können, als ja seine Verhandlungen mit Ihnen, liebe Freundin, schon recht weit, ja nahezu zum Abschluss gediehen waren. Es steht Ihnen natürlich frei von diesem Schreiben Géraldy gegenüber, den ich bei dieser Gelegenheit herzlichst zu grüssen bitte, Gebrauch zu machen.
Hier noch die Adresse von Mlle. Madeleine Lindauer, 6, Rue Anatole de la Forge, Paris.
Mit den besten Wünschen für Ihre Reise, die hoffentlich nach allen Richtungen hin angenehm und erfolgreich für Sie sein wird, bin ich, wie immer, Ihr aufrichtig ergebener
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