Elsa Plessner an Arthur Schnitzler, 6. 12. 1912

|den 6. Dec. 1912

Verehrter Herr Doctor!

Wie wundervoll schön ist »das weite Land«! Ich kannte es nicht und habe es heute zum erstenmal gesehen. Jetzt hat mein Liebling in Ihrem Werk »der einsame Weg« einen gefährlichen Rivalen gefunden. Aber das schönste ist, dass man sich freuen darf auf viele neue Arbeiten, die noch kommen |werden.
Wenn ich nicht irre, so habe ich vergangene Woche als Einzige den zähneknirschenden Grimm, den tückischen Humor bemerkt, der den »gemüthlichen Hofrath« aus dem »Prof. Bernhardy« geschaffen hat. Prototyp »das »liberale« Oesterreich« – Ich sah vor meinem inneren Auge eine geballte Künstlerfaust – in Glacéhandschuhen.
Nichts für ungut. Heimsuchung mit unerbetenen Meinungsäußerungen. Verbindlichstes an Frau Gemahlin!
 Elsa Ginsberg
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