Sie die
sen So
mmer in
Wien zu
sehen, wäre mir eine große Freude. Ich
selb
st dürfte mich kaum von
hier entfernen; – abge
sehen von der Zeit
Mitte August bis September, wo ich mich in den Dien
st des
Vaterlandes
stellen, dh. einrücken mu
ss. Wahr
scheinlich
Bruck. – Son
st ka
nn
ich kaum von hier weg; ohne gerade viel zu thun zu haben, bin ich gebunden.
Jedenfalls
|haben Sie die Güte, mir näheres über Ihre
Ankunft mitzutheilen, wie über Ihre Pläne überhaupt. – Ich wei
ss auch nicht, ob
das
Ereignis, welches Sie in Ihrem letzten Briefe avi
siren, bereits
eingetroffen i
st. Jedenfalls – viel Glück dazu! –
Was mich anbelangt,
so hab ich mich »derfangen«,
so gut es ging, u. ver
suche da u
dort wieder ins Arbeiten zu ko
mmen. Klinik, Praxis u d
ie↓as↓mediz. Journal das ich
|leite, nehmen mir viel Zeit weg, la
ssen mir aber innerlich eine
gewi
sse Freiheit. Die Praxis ni
mmt nemlich auch Zeit weg,
ohne da
ss man Patienten hat, das ist das arge, und we
nn statt 1 oder 2 Leuten 16–20 in die
Ordination kämen,
so gäbe das kaum mehr zu thun, und hätte
doch
seine Vortheile. – Ich
schreibe jetzt mei
stens
spät
Abends,
so um die Mitternacht herum, im
Kaffehaus. Dort,
beim
Rathaus,
|dem
Park vis à vis. – Es
soll etwas zärtliches
und
komisches↓lustiges↓ werden, – der geheime Trieb i
st aber offenbar der: – ich will wieder
schreiben lernen. – Zum »
Flüchtling« in
Berlin mu
ss ich Ihnen
noch gratuliren. Ueberhaupt wäch
st meine Hochachtung für Men
schen, die aufgeführt
werden, i
mmer mehr,
seit ich
sehe, wie weit der Weg vom
Angeno
mmenwerden zum Aufgeführtwerden i
st. –
|In
Prag bin ich über die
Moral des Intendanten Dr.
Schlesinger
ge
stolpert, der über das
Märchen »empört« war, – und von
Berlin aus werde ich nachdrücklich verachtet; man beantworte
st weder meine
höflichen noch meine – andern Briefe. »Man
spuckt aus u. geht weiter«
schrieben Sie mir einmal.
Sie haben ja
so Recht! – Aber merkwürdigerwei
se hilft
auch das Spucken und Weitergehn nichts. Die Direktoren u. ähnliches denkt
|sich eben:
– »Man wi
scht
sich ab und
schurkt weiter.« – Und
sie
sind die Klügeren –
sie ko
stet’s
nur das Schnupftuch, aber uns die Lungen. –
Na genug für heute, mein lieber Herr Doktor; ich hoffe recht bald von Ihnen zu hören. –
Und haben Sie noch keine genauen Sommerpläne, so berichten Sie mir wenigstens in
2 Zeilen, wie’s Ihnen geht.