|15. 6. 1925.

Liebe und verehrte Frau Hofrätin.

Von Lenormand habe ich einen Brief bekommen, in dem er mich ersucht ihm recht bald die »Liebelei«-Uebersetzung zu schicken. Ich lasse also Abschriften anfertigen so wie wir besprochen haben. Er schreibt mir auch, dass er die Uebersetzung der Mme. Cabire nicht so übel findet: »Quelques retouches suffireraient«. Er, Fleg und Besnard werden, wie ich ja schon von Ihnen weiss, liebe Frau Hofrätin, den Text revidieren. Auch Nathan hat etwas von sich hören lassen. Jean Nicollier wird »Casanovas Heimfahrt« übersetzen, Nathan glaubt, dass das 200jährige Casanova-Jubiläum, wenn man so sagen darf, dem Erfolg des Buches  förderlich sein könnte.
Ich fahre morgen mit Lili vorerst nach Baden-Baden, von dort nach Südtirol. Anfang Juli denke ich wieder hier zu sein.
Ich hoffe, Sie fühlen sich auf dem Cobenzl wohl. Bald nachdem ich wieder zurück bin werde ich wohl das Vergnügen haben sie oben zu besuchen.
Mit den herzlichsten grüssen
Ihr
 
Frau Hofrätin Bertha Zuckerkandl,
Hotel Cobenzl.
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