Paul Goldmann an Arthur Schnitzler, 30. 10. [1900]

Berlin, 30. Oktober.

Mein lieber Freund,

Als »Mensch« werde ich leider auch nicht nach Breslau kommen. Die Aufführung ist am 17., und am 14. wird hier der Reichstag eröffnet. Da darf ich mich nicht wegrühren. Aber ich rechne bestimmt darauf, daß Du von Breslau nach Berlin kommst, damit ich wenigstens die Freude habe, Dich zu sehen. Auch habe ich die Absicht, der N. Fr. Pr. den Dr. Erich Freund in Breslau, den Du ja auch kennst, |als Referenten vorzuschlagen, damit wenigstens ein anständiger und ehrlicher Kritiker über Dich berichtet.
Wann gedenkst Du nach Breslau zu reisen?
Ist es wahr, daß Wassermann sich mit einem Frl. Speier verlobt hat? Schön und reich?
Welches ist die Adresse der Fräulein aus der Rothen-Stern-Gasse?
|Wann erscheint der »Lieutenant Gustl«?
Wie geht’s Dir sonst? Frauen, Stimmung, Arbeit?
Mein Leben ist trostlos öde, ohne auch nur einen Schimmer von Freude. Aber ich lese E. T. A. Hoffmann. Bitte, thue das auch! (Ausgabe von Grisebach).
Richard benimmt sich wieder einmal abscheulich. |Antwortet mir nicht, schickt mir nicht, worum ich ihn gebeten. Rüttle ihn doch in meinem Namen etwas auf!
Kerr sehe ich einmal im Monat auf fünf Minuten, die er jedesmal dazu benutzt, um mir zu erzählen, wie herrlich das Leben ist.
Grüß’ Dich Gott, liebster Freund! In Treue
Dein
 Paul Goldmann.
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