|den 26.
I. 99.
Verehrter Herr Doctor!
Ihre heutigen lieben Zeilen haben eine Scene
verursacht, die ich ihrer Komik halber Ihnen schildern muss. Also stellen Sie sich,
vor – ich – im Bad, meine
Schwester mit eiligem Schritt mir den
↓(Ihren)↓ Brief überbringend. Ich – mit eiligst
getrockneten
Aaber noch immer feuchten Fingern das
unheilvolle Couvert ergreifend und – na – sagen wir aufmachend – (die Stücke
desselben habe ich nachher nicht mehr finden können) meine
Schwester mir über die Schulter blickend
– – und
|und? – – – – Und?!. .
Meine
Schwester schreibt es
der Wirkung – – d. h. dem Umstande zu, dass ich mich in der angeführten wässrigen
Situation befand, dass ich nicht einen ordentlichen shoc davongetragen habe. – Sie
hat mich hellauf ausgelacht (ich habe nämlich schändlich geheult) und mir zu bedenken
gegeben, dass ich erspare, in die
Donau zu
gehen, da ich mich ja ohnedies im Wasser befände. – – – –
Nein! — Sie dürfen nicht glauben, dass ich schon so weit bin über meinen neuerlichen
Missgriff lachen zu können! – Ich habe ja nicht
|viel erwartet – aber so
gar nichts? – Sie haben mir schon
vor zwei Jahren klar gemacht, wie
wenig an einem verfehlten Stück liegt! – Aber trotzdem! – Obzwar ich mit
dem
Stück nicht Literatur,
sondern Geld machen wollte thut es mir doch so weh, wieder einmal etwas verhauen zu
haben! – Es wundert mich aber, dass Sie gerade einen Satz herausgegriffen haben, der
mir als Phrase nachträglich sehr missfallen hat. – – Ja, ich habe immer Ideen und
komme doch damit nicht weiter! – – – – Es ist wirk
|lich schrecklich und
fängt schon an, mich zu entmuthigen! – Wirklich!! Das soll keine Phrase sein! –
Wenn ich nur wüßte was ich da machen soll. Ich arbeite so intensiv ich kann (nicht
viel – wie Sie glauben!) (Im ganzen Jahr
nur den »
neuen
Lehrer« und das
Stück!) Ich sehe aber, das mir nichts nützt! Das Beste was ich kann ist doch
nicht genug!
Herzlichen Dank und herzlichen Gruß
Elsa Plessner